Wann: Dienstag, 19. September 2023
Anpfiff: 21:00 Uhr
Stadion: Lluís Companys

Ergebnis Hinspiel: -

Bei Barca fehlen: Araújo, Pedri
Bei Antwerpen fehlen: De Wolf, Verhulst, Engels, Vines, Corbanie

Stand: 16.09.2023

Ich hoffe ebenfalls auf dieselbe Elf vom Betis-Spiel. Man sollte direkte ein Ausrufezeichen setzen und sich in der Königsklasse eindrucksvoll zurückmelden. "Sorgen" bereitet mir nur, dass Antwerpen vielleicht eher wieder eine defensivorientierte Mannschaft ist, so eine im Stil von Cádiz. Wir haben gegen Villarreal vier und Betis fünf Tore u.a. deshalb geschossen, weil die mitspielen und nicht mit 9-10 Mann am eigenen Sechzehner parkten. Falls Antwerpen genau das machen wird, hoffe ich, dass wir früh treffen und für klare Verhältnisse sorgen, statt dass das wieder eine uninspirierte, statische Zitterpartie wird!

Der Kader ist nun bekannt:

Goalkeepers: 1. Marc-André ter Stegen, 13. Iñaki Peña, 26. Ander Astralaga
Defenders: 2. João Cancelo, 3. Alejandro Balde, 5. Iñigo Martínez, 15. Andreas Christensen, 17. Marcos Alonso, 23. Jules Kounde
Midfielders: 6. Gavi, 18. Oriol Romeu, 20. Sergi Roberto, 21. Frenkie de Jong, 22. Ilkay Gündogan, 30. Marc Casadó, 32. Fermín López
Forwards: 7. Ferran Torres, 9. Robert Lewandowski, 11. Raphinha, 14. João Félix, 27. Lamine Yamal

Araújo und Pedri wie erwartet noch außen vor, sollte aber auch ohne die beiden ein Dreier zum Auftakt werden ;).

Die Aufstellung ist da: Ter Stegen – Cancelo, Koundé, Christensen, Balde – De Jong, Gündogan, Gavi – Raphinha, Lewandowski, Félix

Raphinha startet für Ferran und Romeu bekommt eine Pause. Vor allem Gündogan für Romeu finde ich gut: Gegen Antwerpen werden wir wohl nicht viel Defensivarbeit brauchen, dafür umso mehr Kreativität und Torgefahr aus der zweiten Reihe. Raphinha im Vergleich zu Ferran bringt auch noch mal etwas mehr Spielwitz und "Abracker-Faktor" am Flügel mit. Bis hierhin gut gemacht, Xavi!

Und da ist die frühe Führung! Wieder der Félix

Ich versuche mal, meine Gedanken in eine Mini-"Analyse" zu verpacken, sofern man das so früh in der Saison bereits sinnvoll machen kann, und nehme neben Antwerpen auch Betis mit rein.

Noch mal als kleine Rückblende: Vor den beiden Joaos ließ Xavi am liebsten ein 4-4-2 spielen und zog den LA als OMF ins Mittelfeld. Das war in der Regel Gavi. Für den linken Flügel, bzw das was davon übrig blieb, war einzig Balde zuständig, während man rechts hinten einen ausschließlich defensiv agierenden Verteidiger hatte (Koundé, Araújo oder Sergi) und davor als RA dann den einzig echten Flügel. So war es doch, oder?

Diese auf Kontrolle ausgerichtete Formation wird durch die beiden Joaos komplett aufgewertet. Sogar so sehr, dass Xavi gar nicht mehr bei diesem 4-4-2 bleiben und kontroll-orientiert spielen muss. Cancelo hat einen derartigen Offensivdrang wie Alves in seinen besten Zeiten. Cancelo schiebt analog zu Balde an, hat Ideen um Mitspieler in Szene zu setzen (gestern probierte er sogar eine Rabona-Flanke aus dem Mittelfeld heraus!), ist technisch versiert, abschlussstark und im Zweifel schnell wieder hinten. Der Unterschied zwischen einer Notlösung und einem richtigen offensiven RV sind Welten. Davon profitiert jeder Trainer. Bei Félix sehe ich das ein bisschen anders, da würde ich im Gegensatz zum Cancelo-Fall Xavi Anteile geben. Klar, erstmal muss Gavi nicht mehr eine ungeliebte Position spielen, aber Félix ist wie gesagt auch nicht unser vierter Mittelfeldspieler. Ich sehe ihn als eine Art Freigeist, zwischen LA und HS hängend. Ein bisschen wie Messi in seiner Anfangszeit, als er noch mit Eto'o stürmte, kurz bevor er die Falsche Neun perfektionierte. Weder ließ Félix den linken Flügel verwaisen und zwang Balde dazu, links den Alleinunterhalter zu geben (auch wenn Balde ständig vorn zu finden ist, aber das liegt woh erstens an seiner brutalen Schnelligkeit und zweitens daran, dass Betis und Antwerpen offensiv nur selten Druck ausübten - mal sehen, wie das in Zukunft der Fall ist!), noch lungerte Félix ständig in Lewys Hoheitsgebiet herum und trat ihm auf die Füße. Das war ja mit Ansu oft das Problem, dass die Abstimmung zwischen diesem und Lewy nicht funktionierte, wodurch sich am Ende beide guter Torchancen beraubten. Wie schon gegen Betis bleibe ich dabei, dass wir auf dem Papier definitiv kein 4-4-2 gesehen haben, allein schon wegen Félix. Der war für mich beide Male ein Hybrid aus LA und HS, aber kein Mittelfeldspieler. Apropos Mittelfeldspieler: Cancelo preschte erstaunlich oft dorthin vor. Das haben wir gegen Betis ein paar Male gesehen und gegen Antwerpen noch häufiger, deswegen glaube ich nun nicht mehr, dass das ein spontaner kurzer Ausflug des Portugiesen war. Dahinter wird viel mehr Xavis Anweisung stehen. Mit Cancelo können wir es uns leisten, das asymmetrische Spiel aufzugeben, denn er ist mit seiner Dynamik und Technik ebenso als Schienenspieler geeignet wie Balde.

Es sah also so aus, dass Koundé und Christensen zur Absicherung hinten bleiben, unser Sechser (erst Frenkie, dann Romeu) je nach Spielgeschehen die linke oder rechte Seite zur Absicherung auffüllt, dadurch LV Balde und RV Cancelo weiter vorrücken, die beiden Achter (Gavi und Gündogan) situativ von Cancelo unterstützt werden, wodurch wir im Mittelfeld die Hoheit gewinnen*, Balde situativ noch weiter, bis auf Höhe der Stürmer vorrückt, Félix dadurch situativ ins Sturmzentrum rückt und Räume für Lewy schafft bzw. Lewy manchmal mit Félix Positionen tauscht und dann eigentlich nur Raphinha positionsgetreu als RA spielte, wobei selbst der einmal einen Ausflug auf die linke Seite machte, wodurch dann das kuriose 3:0 enstand. Ich habe jetzt keine direkten Vergleiche der Spieler zur Hand und mir nicht eine halbe Saison Spiele angeguckt, darum lehne ich mich ein bisschen aus dem Fenster: Ein derartiges "Juego de posición" wäre mit einem defensiven RV wie wir ihn die letzten zwei Jahre über hatten und ohne offensiven Freigeist wie Félix es ist in der Form, mit der Effektivität, gar nicht möglich. Ich glaube, das ist die Art und Weise, wie Xavi spielen will. Rückblickend ist das natürlich immer einfach zu sagen, vielleicht straft mich die Zukunft bald schon Lügen, aber ich glaube angesichts dieser beiden Spiele (= mit beiden Joaos als Verstärkung), dass das sicherheitsorientierte 4-4-2, was wir zuvor wochenlang gesehen haben, nicht Xavis "Ende der Fahnenstange" ist, sprich: dass das nicht alles ist, was ihm einfallen konte, sondern dass diese Formation eher eine Art "Notlösung" war, weil aus dem Kader - seiner Ansicht und seinen Vorstellungen nach - nicht mehr herauszuholen war. Das ist jetzt wirklich reine Spekulation, warum es z.B. mit Ansu nicht so funktioniert hat wie mit Félix jetzt, aber Fakt ist ja schon mal, dass Gavi kein Stürmer ist und Araújo/Koundé keine offensiven Außenverteidiger sind. Die Themen "Teamchemie" und "Taktische Vorgaben vs. Veranlagung des Spielers" sind Fässer, die ich hier nicht aufmachen will, da kenne ich mich schlicht nicht aus!

Um es kurz zusammenzufassen: Mein anfänglicher Pessimismus hinsichtlich Xavi ist mit dem Ankommen und Einbinden der beiden Joaos (vorerst) verflogen und da wir jetzt zwei Spiele in Folge mit ihnen und mit einer anderen Formation als zuvor sahen, behaupte ich, ein gewolltes Muster zu erkennen - einen Plan. Auch wenn Antwerpen kein Gegner auf Augenhöhe war, muss man ja trotzdem erstmal sein eigenes Spiel aufziehen und das bis zum Ende durchziehen.

*Ich gucke derzeit die Dokuserie über Barca ("A new era") bei Amazon und ein Satz geht mir nicht aus dem Kopf: Xavi will Kontrolle im Mittelfeld. Seiner Ansicht nach wird ein Spiel im Mittelfeld entschieden. Das könnte das frühere 4-4-2 erklären wie auch Cancelos gestrige Ausflüge ;).