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#31 RE: Taktik von Johann 18.10.2022 12:42

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Ihr seid ja richtige Taktikfreaks! Mir schwirrt der Kopf!
Hört sich für mich gut an!
mes que un club, hast Du Schlafstörrungen? um 1 Uhr Nachts solche ausgeklügelte Dinge erfinden?
Hand aufs Herz: Siehst Du/Ihr, solche ausgeklügelte Überlegungen in irgendeiner Form bei Xavi, oder probiert er noch?
Nicht zynisch gemeint!
Ich sehe beim Spiel immer ganz andere Dinge
aber ich werde mich in Zukunft bemühen mehr Aufmerksamkeit auf den "Strategischen Plan" zu werfen
Danke Euch Beiden!

#32 RE: Taktik von mes que un club 22.10.2022 16:27

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Ja mein Lieber Johann, tatsächlich macht es mir spaß taktisch ein bisschen rum zu spielen bis der Kopf raucht. Realtaktisch kann man in der 5ten Österreichischen Liga leider nichts davon anwenden, zu mindestens meinte mein Trainerkollege zuletzt Schuster bleib bei deinen Leisten
Wo er sich aber immer freut ist wenn ihm ihm mit Daten aushelfe, also möchte ich mich heute auf ein Thema fokussieren das unabhängig von einzelnen Spielen aber Taktisch bedingt ist. Daher hat es auch den Sprung in diesen Thread geschafft.

Kurzer Kontext: Die allgemeine Befürchtung, und da schließe ich mich mit ein, war ja das DeJong schlichtweg nicht defensiv stark genug ist um unser einziger 6er zu sein. Gegen Villarreal durfte er aber ran auf seiner ehemaligen Position aus Ajax Zeiten und hat derart überzeugt das er ein ein bisschen eine Diskussion gestartet hat, ob wir den Busquets Nachfolger nicht gar im eigenen Kader haben.

Zuvor eine kurze Problem Analyse: Im Vergleich mit anderen Topmanschaften spielen wir uns unterdurchschnittlich wenig Chancen heraus, nur dank Lewandovski schaffen wir daher unsere erwartete Tore derart überzuperformen. Defensiv sind wir unter Xavi leider sehr anfällig, basierend auf seiner sehr offensiven Ausrichtung bleibt zumeist nur zwischen 2 und 3 Spieler als "Restverteidigung" also jene die im Falle eines Ballverlusts der nicht durch gegen Pressing wiedererlangt werden kann, den Konter stoppen müssen.

Diese Zwei Problemzonen sind also unser Taktischer Kontext den wir brauchen um festzustellen warum Xavi plötzlich DeJong auf der 6 ranlässt, neben einigen anderen Anpassungen wie zb den Außenstürmern die nun doch die halbräume besetzen und damit mehr Torgefahr erzeugen.
Der Spieler des Spiel gegen Villareal, DeJong hat sich meiner Meinung nach bewusst für diese Rolle vorbereitet. Die frage die wir uns alle stellten ob er, neben seinen unbestrittenen Fähigkeiten am Ball. das Raumverständniss hat ohne Ball Lücken zu schließen, durch Pressing Bälle zu gewinnen und hinten physische Zweikämpfe zu bestehen, kurz: den Defensiven Teil des Jobs erledigen kann.
Nach diesem Spiel muss ich klar sagen: Er hat mehr als nur den Job erledigt. Er hatte die meisten Zweikämpfe unseres Teams, wovon er 100 Prozent für sich entscheiden konnte. Seine Aggressivität dabei war beeindruckend. Auch seine Positionierung im Ballbesitz war immer darauf Bedacht im Falle eines Ballverlustes ins Gegenpresisng zu gehen bzw umzuschalten und nach hinten zu sprinten um im Konter gegen uns aus zu helfen. Wenn am Ball ist der größte Unterschied zu Busquets sicherlich das er nicht nur imstande ist den richtigen Pass zu richtigen zeit zu spielen, sondern das er zusätzlich auch in der Lage ist mit dem Ball am Fuß Lücken zu reißen, so ganze wellen an Pressing einfach zu umgehen und dabei noch 40 Meter Raumgewinn für das Team zu erzeugen. Er gibt uns also neue Lösungswege ins letzte Drittel zu kommen, gibt Pedri der zunehmend überspielt und erschöpft wirkt in letzter Zeit, ein bisschen eine Pause vom Spiel aufziehen, und nimmt auch Verantwortung auf sich was bei einem so jungen Team wirklich wesentlich ist. Diese läufe zu dosieren ist taktisch extrem wichtig, ich war beeindruckt davon wie oft er sich zum One Touch pass entschied um den Fluss des Spiels nicht zu unterbrechen aber auch von seinen Durchbrüchen und Rythmusänderungen. Ich finde man sah eindeutige Verbesserungen im letzten drittel auch aufgrund dieser Rythmusänderungen, wenn der Gegner von einem DeJong der mal eben an Spielern vorbeizieht verunsichert wird muss er sich entweder komplett zurückziehen und das Gegenpressing aufgeben oder aber noch mehr Spieler draufgehen lassen was wiederum noch mehr Räume für unsere Läufer (!) Fati und Torres ergibt. Das sind neue Probleme vor dem wir unsere Gegner nun stellen.

Wir müssen uns verabschieden von der Idee der perfekten Taktik / Grundausrichtung hin zu einem harmonisierenden taktischen Konstrukt in dem wir immer neue Wegen finden den Gegner zu besiegen. Gegen ein 4-4-2 macht DeJong einen Matchenscheidenten unterschied, und ich glaube das er im Ballbesitz zumindestens die bessere Wahl gegenüber Busquets ist. Diesen aber noch im Kader zu haben ist ein Segen, hier kann DeJong noch etwas lernen und in dem ein oder anderem Spiel den AltMeister ran lassen. Denn in absoluten Top spielen bin ich mir nicht sicher ob Xavi DeJong zutraut gegen eine hochaufrückende Mannschaft zu agieren. Obwohl seine Spielweise eigentlich dafür gemacht ist, stellt sich die Frage ob er sich tiefer im Feld ohne Ball zurecht findet. Hier vermisse ich Xavis Vertrauen, im Gegensatz zu mir der ihn kurzerhand in die Innenverteidigung stellen wollte.
Hier ist aber auch Hoffnung gegeben, ein Salzburger Freund arbeitet im Mitarbeiterteam von Liefering und musste mit Blick auf meine Screenshots erst einmal schmunzeln hat sich aber immerhin dazu durchgerungen zu bestätigen das dies durchaus funktionieren würde wenn auch unter der Anmerkung das es wirklich nur mir einer Dreierkette sicher genug wäre. Gut genug für mich.

Zusammenfassend wünsche ich mir so viele Spiele mit DeJong, Gavi und Pedri von Anfang an wie möglich. Dieses Trio braucht Praxis um sich einzuspielen und es hat sich diese auch verdient. Die pure Energie, Kreativität, Flexibilität und Agilität das dieses Trio auf den Platz bringt wäre für mich Grund genug die Zukunft unseres Mittelfelds um sie herum aufzubauen. Und dabei ists mir ehrlich gesagt wurscht wie gut bezahlt DeJongs Vertrag ist, als einziger Weltklasse Spieler im besten fußballalter in unserem Kader hat er sich dieses Standing auch mal verdient.

@Johann inwieweit Xavi solche Überlegungen noch anstellt, nunja ich meinte ja zuletzt noch das er die Probleme durchaus angeht, und taktische antworten auf sie sucht die dann leider oftmals mehr Probleme verursachen. Aber er ist ja doch ein sehr unerfahrener Trainer, und ich frage mich manchmal ob ein alter Guru in seinem Trainerteam nicht eine gute Idee wäre. Dieses besteht stand jetzt wirklich nur aus 100 Prozent Xavi Loyalen Freunden, insgesamt seines eigenen Bruders. So sehr das gerade in der Anfangszeit sicherlich wertvoll war um ruhe und Disziplin in diesen Kader zu bekommen, kann ich mir nicht vorstellen ob da mal jemand den Mund aufmacht und was gegen Xavis Ideen sagt. Aber gut das ist jetzt wirklich absolute Theorie, aber dazu ist so ein Forum auch da irgendwo oder?

Um zurück auf deine ursprünglich frage zu kommen (ich glaube ich leide am abschweifen Syndrom) ich halte Xavi absolut im Stande solche Überlegungen anzustellen aber wie jemand (glaube es war @Tical) hier im Forum bereits mal erwähnte hat er A eine schwäche für das konservative 4-3-3 oder zu viel Respekt vor der Vergangenheit. Und weiters, hat er meiner Meinung nach eine Tendenz Taktische Probleme mit personellen Antworten lösen zu wollen, er denkt gefühlt mehr in Namen als in Formationen. Was nicht unbedingt schlecht ist, aber daher braucht es mal 3 Monate das er auf die Idee kommt doch mal weg von seinen Lieblings Namen zu gehen. Er agiert immer noch wie ein Trainer in der Transferphase der nicht ganz Frei von Transfergedanken aufstellt.

In diesem Sinne liebe Cules, wie immer VISCA EL BARCA!

#33 RE: Taktik von Tical 24.10.2022 09:31

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Zitat von mes que un club im Beitrag #32
ich halte Xavi absolut im Stande solche Überlegungen anzustellen aber wie jemand (glaube es war @Tical) hier im Forum bereits mal erwähnte hat er A eine schwäche für das konservative 4-3-3 oder zu viel Respekt vor der Vergangenheit.


Ich wars ;)! Xavi hat bestimmt diese Schwäche, ich würde aber sogar noch weitergehen und sagen, dass der ganze Verein diese Schwäche hat. Das ist noch nicht mal böse gemeint, das ist halt einfach die eigene Identität. Die Jugend kriegt das ja schon mit. In der "Benjamin" oder wie die Kindergruppen derzeit heißen spielt man meines Wissens nach schon 4-3-3 und das zieht sich dann bis Barca B hoch. Koeman war meines Wissens nach der Einzige Trainer der letzten.... 10 Jahre(?), der das mal für ein paar Wochen geändert hat - bei den Profis. Ich meine, mich noch vage an ein 4-4-2 unter Valverde zu erinnern, um Coutinho damals einzubauen, aber das kann sich nicht länger als 2 Spiele gehalten haben und daher würde ich das nicht als relevant einstufen. Was ich sagen will: wenn man schon mit dem 4-3-3 groß wird und es durch alle Instanzen des Vereins gepredigt und geprägt wird, dann will man das gar nicht infragestellen und falls man doch an den Punkt angelangt, dann kann man wahrscheinlich auch gar nicht so schnell eine Änderung erwirken.

Ganz so drastisch wird es de facto wohl dann doch nicht sein. Ich meine, es wechseln ja auch immer wieder Jugendspieler in andere Ligen oder zu anderen Klubs und fallen dann da nicht auf wie ein bunter Hund. Es wird nicht so sein, dass ein Barcaspieler nicht mehr gegen den Ball treten kann sobald nicht 4-3-3 gespielt wird. Aber es ist eben auffällig, verglichen mit dem Rest Europas, wie dogmatisch das System sich hält. Man muss ja auch von Generation zu Generation die richtigen Spieler dafür haben. Schaut euch an wie lange man brauchte, um einen "neuen Iniesta" zu finden und wie schwer man sich jetzt bei einem "neuen Busquets" tut. Ich bin mir noch nicht sicher, wie viel davon Fluch und wie viel Segen ist.

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