Gent Blaugrana » Spiele » La Liga » La Liga 2019/20 » Sevilla FC vs. FC Barcelona (19.6.2020) 0-0

Das war in den ersten 30min noch anders. Da kam ein kontrollierter Angriff nach dem anderen. Hat sich leider ziemlich gewandelt.
€dit:
Mann war das ernüchternd. So tolle 30min und nach der Trinkpause alles im Eimer. Mir ist gerade zum Heulen zumute.
Ergänzend, bitte mehr Puig... Der sticht so unheimlich raus was Bewegung, Raumnutzung angeht. Der ist unserem ganzen MF was das angeht einfach Welten voraus...

Ihr habt ja schon fast alles gesagt, aber ich muss auch noch ein paar Zeilen loswerden. Insgesamt bin ich enttäuscht, denn vom Anpfiff an war man da, schnürte Sevilla ein und ließ nichts anbrennen. Dann kam die Trinkpause...
Positiv:
- Die Innenverteidigung war sehr solide, quasi fehlerfrei
- Semedo nach vorn stellenweise eine Augenweide, er muss unbedingt öfter spielen und mehr Wertschätzung bekommen
- Rakitic entegegen allen Erwartungen sehr stark, gäbe es einen "Man of the first half" wäre er meiner. War am Ende dann halt platt, die Auswechslung ist ok
- Puig hat in den letzten knapp 12 Minuten tatsächlich noch Bewegung gezeigt
Negativ:
- Braithwaite leider ein Fremdkörper
- Griezmann nach wie vor ein Fremdkörper. Die Kommentatoren bei DAZN haben zurecht auf ihn eingehackt, warum zum Teufel er nie ins Eins gegen Eins geht sondern immer zurückspielt
- Aus den vielen Fehlpässen Sevillas hat man nichts gemacht, Angriffe wurden entweder zu langsam oder zu schlampig gespielt, sogar Messi traf 1-2x die falsche Entscheidung
- Setiens Wechsel. Dass er zu erst Arthur bringt bzw Braithwaite rausnimmt, hat unser Flügelspiel lahmgelegt. So wurde aus dem 4-3-3 ein 4-4-2, doch alle Mittelfeldspieler taugen nur was fürs Zentrum. Auch wenn er dann wie ein Fremdkörper wirkte, hätte Griezmann 15min früher dem Spiel sicher gut getan. War schon ok, angesichts des harten anstehenden Programms einen angeschlagenen Ansu nicht zu verheizen
Ich will nicht mal sagen, dass Barca nicht wollte. Die Schlussoffensive sah sehr nach Willen aus. Es fehlt einfach der Biss, wenn der Gegner mit 8-9 Mann am eigenen Sechzehner verteidigt. Sevilla hat sich irgendwann mit dem Unentschieden angefreundet. In Hälfte eins, als das Spiel noch völlig offen war, waren wir nicht umsonst klar überlegen. Uns liegen Mannschaften, die mitspielen, derzeit einfach besser als die, die sich hinten reinstellen und auf den einen perfekten Konter warten. Dazu braucht es risikofreudige, spritzige Künstler, die gezielt Nadelstiche setzen können. Der letzte war Iniesta, derzeit haben wir nur Ansu, der mit 17 aber nicht in jedem Spiel starten kann.

Habe das Spiel ausnahmsweise mal verpasst, weil ich eingeschlafen bin. Vielleicht gar nicht so schlecht, da ich mich nur über das nicht erzielen von Toren geärgert hätte. In der Zusammenfassung wurde sehr negativ über Barcas Leistung berichtet. Hier herrscht eine differenzierte Auffassung. Leider konnte man bei der ersten richtigen Probe keinen Sieg einfahren.
@Tical zu spritzigen, kreativen Spielern, welche regelmäßig diese aufbrechenden Unterschiedsaktionen im letzten Drittel machen können, würde ich bei uns Ansu, Puig(zumindest das Potenzial) und Messi zählen . Das besondere an Iniesta war, dass er trotz seines enorm kreativem und risikoreichen Spieles, so gut wie nie den Ball in gefährlichen Zonen verloren hat. Er fällt schon sehr, aber das war ja zu erwarten.

Ich will hier im Forum nicht als Obermotz dastehen.
Bin privat eher optimistisch veranlagt.
Aber dennoch:
Mit den "Alten" Etablierten wird sich das System nicht mehr ändern.
Jeder Trainer, sei er noch so etabliert, berühmt, oder......, wird dieses Ballhalten- Gen und quer in die Breite spielen, aus ihnen nicht herausbringen.
Da lege ich mich fest.
Mit Xavi und Iniesta ging das noch, aber die "Neuen" können das aber nicht in dieser Qualität.
Klopp, Nagelsmann, Guardiola, bekämen einen Herzinfakt an der Seitenlinie.
Das wissen die und daher kommt der Job zur Zeit nicht in Frage. Gilt für alle anderen Trainer auch in dieser Qualitätsliga.
Setien, Valverde haben eben nicht das Standing in der Mannschaft, um etwas groß zu ändern.
Kleine Korrekturen, da und dort in der Taktik, aber das Grundproblem werden sie nicht ändern können.
Es wird sich erst dann etwas ändern, wenn Messi nicht mehr da ist.
Momentan würde uns kein Neymar, Mappe und Konsorten weiterhelfen (zumindest nicht wesentlich.)
Bevor ich falsch verstanden werde:
Ich bin ein Messi-Fan, halte ihn für den besten Fußballer aller Zeiten und weis auch, wie oft er uns den Arsch gerettet hat.
Aber trotzdem, über diese Mauer müssen wir klettern, wenn wir Veränderungen haben wollen.
So und jetzt setze ich mir den Stahlhelm auf und warte auf Eure Schläge

In meine Arme, Obermotz!
Was bin ich froh, hier nicht mehr als der Depri-Typ dazustehen, der Woche für Woche rumheult und bloß die ganzen positiven Ansätze nicht sieht. Leider aber war ich moderater Optimist schon vor zwei Jahren an dem Punkt der Erkenntnis, dass das System nicht reformierbar ist, bevor nicht Suárez, Rakitić, Busquets, Piqué und selbstverständlich auch Messi in Rente gegangen sind. Nur - ich verpasse euch ungern die bittere Pille, aber so ist es nun mal - bei den Herren scheint wenig Einsicht vorzuliegen, dass sie das Problem sind. Der Vorstand? Schaut nur darauf, ob die Umsätze wachsen und wie er das Ende der Amtszeit erreicht. Der Trainer? Ist wie Valverde und Luis Enrique seit dem CL-Sieg nur ein Moderator ohne reale Macht im Team.
Wir werden wohl als Fans noch viel Kraft brauchen bis zum Sommer 2021.

Ich finde das wieder total interessant, denn ich kann euch absolut nicht widersprechen, muss euch sogar zustimmen - obwohl mein vorheriger Beitrag eine eher andere Melodie summt. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Eigentlich müsste ja jedes Spiel, in dem mindestens zwei Spieler aus Pique, Busquets, Rakitic, Alba, Suarez und Messi starten, eine Qual für uns Fans sein. Ist es aber nicht. Dennoch kommt man seit dem letzten Triple bzw seit dem Abschied von Xavi und Iniesta nicht mehr auf den grünen Zweig. Gut, diese Meisterschaft, wo man erst am letzten Spieltag die erste Liganiederlage kassierte, die war noch ganz schön anzusehen. Das 4:5 gegen Levante, wo Coutinho einen Hattrick erzielte. Das war glaube ich EVs Debütsaison, demzufolge... 17/18? Sagen wir, seit zwei Jahren spielt Barca in 9/10 Spielen Murks! Die Art wie Siege eingefahren werden ist überschaubar: 1:0/2:0 Arbeitssiege durch individuelle Klasse oder Last-Minute-Siege durch individuelle Klasse (Messi-Freistoß oder sowas). Mehr gibts aktuell einfach nicht zu sehen. Ach, vergesst mir kapitale Fehler des Gegners nicht. "Own Goal" war doch in der CL nach Messi unser bester Torschütze, oder ich erinnere an den Copa-Clasico, den wir mit 2 Torschüssen 3:0 gewonnen haben. Das muss uns erstmal einer nachmachen!
@Domessesta:
Könntest du wiedergeben, was in der Zusammenfassung über Barca gesagt wurde? Ich habe das Spiel ja gesehen und will mir jetzt nicht nochmal die verkürzte Fassung anschauen.
@Johann:
Hm, Lucho hat vertikal und schnörkellos spielen lassen, wenn ich mich recht erinnere. Das sieht mir vor allem nach einer Glaubensfrage aus: Wollen wir auf unserer Philosophie, Geschichte und Tradition beharren, das Kurzpassspiel mit langen Ballstaffetten, dem Ball-ins-Tor-tragen-Stil und optimalerweise noch einem beachtlichen Teil Eigengewächse wieder heiligsprechen? Dann müssen wir Misserfolge wie gestern Abend in Kauf nehmen, wenn der passende Trainer und/oder die passenden Spieler dazu nicht da sind. Obendrein gilt Tiki Taka längst als geknackt, so ein Überraschungsmoment wie 2009 wird man nicht mehr erzielen. Ich würde gern mal zum Test ein gänzlich anderes Barca sehen, eines, das weder mit dem derzeitigen Gerüst spielt, noch eines, das nach "Barca-DNA" spielt. Muss dazu sagen, ich bin nicht wegen irgendeines herausragenden Spielers oder einer schönen Spielweise Fan geworden. Ich kann ganz nüchtern sagen, dass ich genauso für Barca brennen werde wenn wir mit zwei Mittelstürmern über 1,95m spielen und nur noch Kopfballtore erzielen. Fünferabwehrkette, nur Flanken schlagen und dann sind vorne zwei Peter Crouchs oder so. Würde zwar Einiges an Überwindung kosten, aber wenn ein Verein sich neu erfinden kann und damit erfolgreich wird ist mir das lieber als wenn krampfhaft versucht wird, einer Philosophie hinterherzurennen und sich dabei aufzuopfern. Das nur so am Rande. :)
Ich würde sehr gern deine Glaskugel nehmen und so weit vorspulen, bis alle o.g. Spieler ihre Karriere beendet haben. Theoretisch, da die alle etwa gleich alt sind, müsste man dann radikal die Mannschaft neu aufbauen und eine ganz neue Ära einläuten. Ich befürchte leider, es wird darauf hinauslaufen, dass man nach und nach eine Baustelle nach der anderen schließt. Alba und Busquets können noch etwas, für Pique gibts immer noch keinen adäquaten Ersatz, den man ihm als Konkurrenz hinstellen will, bei Suarez dasselbe, Messi wird man garantiert nicht anrühren, der hat Narrenfreiheit bis er 40 ist, Rakitics Erbe Arthur ist Stand heute mehr Licht als Schatten. Und wenn es an die Transferpolitik geht sind wir sofort wieder bei dem schlimm-traurigen finanziellen Thema.
Übrigens: Glückwunsch, mit dem 1:1 lagst du ja gar nicht weit daneben! :)
@Rumbero:
Ich stelle mir nach Spielen wie dem gestrigen wie gesagt immer die Frage: Liegt es an den Spielern oder am System? Würden wir mit anderen Spielern eher besser spielen als mit einem anderen System? Naheliegend ist natürlich Ersteres, doch dann müssen wir das System ja nicht reformieren. Dann müsste ja alles wieder gut laufen, sobald der genannte Kern der Mannschaft nicht mehr auf dem Rasen steht. Diese Aussage ist mir dann aber doch etwas zu vage. Was Setien angeht bin ich nach wie vor der Ansicht, dass er nicht viel machen kann. weil er mitten in der Saison gekommen ist und keine zwei Monate nach seinem Amtsantritt die Coronasache losging (ergo keine Trainings, keine Besprechungen, nichts was man in der Tätigkeitsbeschreibung eines Übungsleiters findet). Er ist die ärmste Sau, aber kann am allerwenigsten etwas für den Status Quo. Sein leerer Blick gestern nach dem Abpfiff spricht Bände. Man muss von Glück sagen, dass man als Barcatrainer in der Regel nicht sofort abgesägt wird, also wird er seine Zeit bekommen.
Dieses Unentschieden fühlt sich auch am Tag danach irgendwie an wie eine Niederlage, und das obwohl man eine Halbzeit lang wirklich ansehnlichen Fußball zeigte bzw ein gutes Spiel machte. Ich bin "nur" frustriert, weil man eben diese starke Halbzeit nicht genutzt hat um 1-2 Tore zu machen, denn es gab ja tatsächlich auch Lichtblicke wie Rakitic und die defensive Stabilität. Sevilla schoss in der letzten halben Stunde dann zwar 2-3x aufs Tor, aber mehr auch nicht. Den Sieg hatte sich kein Team verdient. Und: In der Hinrunde haben wir uns noch über viele Gegentore und eine schlechte Abwehr aufgeregt. In den letzten 4 Ligapartien kassierten wir 0 Tore, das soll nicht unerwähnt bleiben. Es ist wie gesagt nie alles schlecht, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Danke, Tical!
EDIT: System oder Spieler? Definitiv beides!

Mit System meine ich nicht Total Football oder Cruyffs oder Guardiolas Version, sondern das System Messi, in dem die ganze Statik der Mannschaft, die Aufgabenverteilung und damit größtenteils die Taktik auf ihn zugeschnitten ist. Gleichzeitig hat er offensiv alle Freiheiten, weshalb (auch) solche Leute wie Coutinho oder Griezmann kein Bein bei uns auf die Erde kriegen, weil keiner nach erst 1, 2 Jahren schon antizipieren kann, was Messi als nächstes macht.
Es gab in den letzten Jahren immer wieder Diskussionen darüber, Messi ins MF zu nehmen, um wieder die Breite im Sturm zu haben. Seit 2013 ist Leo wieder nominell RA und nicht mehr falsche Neun, vorher war das Pedros Revier, klassisch ausgefüllt. Seitdem hat nach meiner Erinnerung kein einziger Trainer das Experiment mit Messi als 10er im offensiven Mittelfeld ausprobiert und einen echten RA dazu gestellt. Ob das jetzt Fantasie- oder Mutlosigkeit war oder Messis Veto, ist mir nicht bekannt. Er beharrt auf seinen Freiheiten, weil er kein Problembewusstsein hat, dass die Zeit des Systems Messi abgelaufen ist.
Da er 2020 verlängert und Setién das System nicht antasten wird, müssen wir wohl auf 2021 hoffen. Sollte Xavi dann antreten, wäre ihm zu wünschen, dass Messi zu Newells geht und Piqué auch aufhört. Einen oder zwei Nebenchefs im Team kann Xavi für den Neuanfang ganz bestimmt nicht brauchen. Nur nach dem Bruch mit dem System Messi kann Xavi etwas aufbauen.

gehört vielleicht wo Anders hin:
Glückwunsch Euch Allen für die die Diskussionskultur die hier herrscht!

Uns allen, meintest du?

Und ich danke euch allen, dass ihr mich vom höchstwahrscheinlichen Abstieg einer anderen Mannschaft ablenkt, indem ihr mich zum nachdenken anregt.
Mir fällt erneut auf was für ein komplexes und für uns leider zum Teil undurchsichtiges Gebilde der Profifußball ist. Ich stelle mir tagtäglich die selbe Frage. Liegt es am System oder an den Spielern? Ich attestiere unter Setien einen systematischen Fortschritt, aber seine Ideen konnten in diesem kurzen, ungünstigen Zeitraum nur im Ansatz umgesetzt werden. Die Gesamtleistung im Fußball hängt von vielen kleinen Zahnrädchen ab und ein einziger Problembereich kann die Effektivität drastisch veringern. Kannst du ein Pressing nicht überspielen, nützt dir dein Vertikalspiel im letzten Drittel nichts, hast du keine ordentliche Strafraumbesetzung, sind deine regelmäßigen Flanken für die Katz. So verhält es sich meines Erachtens bei Barca im letzten Drittel. Wir haben ein gutes Pressing, bekommen weniger Gegentore, überspielen Drucksituationen sehr gut und kommen vor den Strafraum des Gegners. Wie wir schon diskutiert haben, fehlt die Kreativität und Durchschlagskraft sowohl vom offensiven Mittelfeld, als auch den Stürmern. Unter Pep haben wir den Gegner sowohl Systematisch als auch individuell auseinander genommen. Wer konnte denn da so eine geniale Aktion bringen? Richtig JEDER! Lucho hatte einen anderen Ansatz. Er hat den Ball sehr direkt nach vorne tragen lassen, da die Offensivreihe eine der besten der Fußballgeschichte war. Jetzt haben wir Messi und unter Umständen Suarez, Vidal oder Fati mit Unterschiedaktionen. Warum tun sich die Neuzugänge so schwer? Es ist wie schon erwähnt verdammt schwer sich in dieses System einzufinden. Das ist so lang ich denken kann bei Barca so gewesen. Suarez hat am Anfang so gut wie nie getroffen, bis der Knoten geplatzt ist. Dieses Problem hatten übrigens die La Masia Spieler nicht, weshalb unter Pep Mittelklassespieler wie Jeffren, Tello, usw. trotzdem ganz gut performt haben, weil sie sofort wussten, was sie zu tun hatten. Es ist auch kein Zufall, dass dann unter Lucho die La Masia Flaute begann. Unter ihm war das System ein anderes (unter Valverde noch schlimmer). Natürlich ist das nur ein Faktor und wahrscheinlich hatte man auch einfach Pech mit den Talenten. Umso schlimmer ist es, wenn du als neuer Spieler kommst und zusätzlich noch ein anderes Profil hast, als eigentlich gebraucht wird. Griezmann ist kein Flügelspieler (nicht mehr) und im Zentrum lässt er sich als Spielgestalter in den Messiraum fallen. Es war kein Zufall, dass er seinen Doppelpack damals gegen Betis gemacht hat, als Messi und Suarez gefehlt haben. Ich mache ihm da auch keinen Vorwurf. Das ist einfach planlose Einkaufspolitik. Braithwaite z.B. passt mit seiner Vertikalität ins System, wird wohl aber aufgrund fehlender Qualität nie mehr als Rotationsspieler sein. Um auf die ursprüngliche Frage System oder Spieler zurückzukommen, in der Systemfrage vertraue ich auf Setien und danach wahrscheinlich Xavi. Ich sehe einen konstanten Fortschritt und man sollte hierbei nicht einzelne Spiele, sondern die allgemeine Entwicklung betrachten. Dazu habe ich an anderer Stelle ja schon etwas geschrieben. Diese Entwicklung ist allerdings nur wirksam, wenn die anderen Zahnrädchen mit drehen. Sprich Transfer- bzw Vereinspolitik. Rakitic ist ja, auch wenn er im Sevillaspiel gut gespielt haben soll, das beste Beispiel. Er ist ein schnörkellos spielender Luchospieler im Tiki Taka Setiensystem. Damit eine Idee optimal umgesetzt werden kann, müssen alle Ebenen des Vereins auf diese zuarbeiten. Das hat Barca stark gemacht. Ein System (was man ja trotzdem situativ anpassen kann), welches bei den Profis und den Jugendmannschaften eingesetzt wird, Trainer, die diese Idee vermitteln können, ein Vorstand, der Transfers tätigt, welche in dieses System passen. Dieses Zusammenspiel der Faktoren ist eben seit Jahren nicht vorhanden. Ich kann mir gut vorstellen, dass Setien einige Spieler noch in ihre Rollen entwickeln kann. Gerade De Jong könnte als junger Spieler mit seinem gigantischem fußballerischem Talent noch in die Rolle des kreativeren 8ers entwickeln. Das brauch aber sehr viel Zeit. Gerade diese Rolle ist so komplex und anspruchsvoll, aber nicht unmöglich umzusetzen. Welcher Spieler im Weltfußball könnte denn diese Rolle sonst überhaupt übernehmen? Mir fällt aus Anhieb gerade vielleicht De Bruyne ein, aber ansonsten? Iniesta war einfach ein Jahrhundertspieler in einer Jahrhundertmannschaft. Valverde hatte 2 1/2 Jahre Zeit, ohne dass man irgendeinen Fortschritt gesehen hat. Setien hat unter widrigsten Umständen in wenigen Monaten eine konstante Entwicklung gemacht. Ich sehe beim ihm die höchste Wahrscheinlichkeit, dass in 2 Jahren eine Mannschaft auf dem Platz steht, in der die Spieler in ihre Rollen gewachsen sind und eben jene Rollen in einer Idee kulminieren. Wenn dann noch ein neuer Vorstand kommt, der nur punktuell teure, dann passende Verstärkungen holt und den Rest in junge talentierte Spieler investiert, habe ich Hoffnung.
Zum System Messi sage ich an anderer Stelle etwas. Der Text ist erstmal lang genug.
@Tical Aussagen wie z.B. Es fehlen die Geistesblitze, Barca pennt ein bisschen, große Einfallslosigkeit aus dem Spiel heraus, man sieht die ganze Anfälligkeit der Katalanen, usw.

Traut sich denn keiner auf diese Wundertüte voller Gedanken, die uns domessesta10 geschenkt hat, zu antworten? Ich will doch nicht immer allein dieses Forum am Leben halten, gibt schon genug Beiträge von mir.
Dennoch hier ein paar Bemerkungen
- Fußball wie das ganze Leben ist ultrakomplex. Wir sehen alle nur ein Zipfelchen dessen was passiert und Hintergründe kann man oft nicht einmal erahnen. Das Beste was wir noch tun können, ist unsere Zipfelchen hier zusammenzulegen, um zu sehen, ob sich ein Muster ergibt.
- deinen "systematischen Fortschritt" unter Setién vermag ich nicht zu sehen. Immerhin scheint er die Abwehr stabilisiert zu haben. Ich habe das Gefühl, Setién beißt mit einem Großteil seiner Ideen auf Granit, weil die Teambosse die Kooperation verweigern oder es in ihrem Alter ruhig angehen lassen wollen. Mit Standfußball werden aber alle noch so cruyffischen Reformen brutal scheitern.
- deine Hinweise auf die 'philosophische' Kehrtwende unter Lucho und damit einhergehend das Ende der Zulieferung durch La Masia fand ich spannend. Lucho war der erste Trainer Bartomeus und der träumte wahrscheinlich von neuen Galácticos, auch um dadurch die Umsätze zu steigern. Allerdings war das Problem der Spieler aus La Masia sicher auch die Blockade des Aufstiegs durch die die garantierten Stammplätze für selbst ausgebildete Weltklassespieler. Der Transmissionsriemen zwischen den verschiedenen Teams ging dadurch kaputt.
- Setién wird Titel liefern müssen, damit Bartomeu & Co ihre Amtszeit ohne schlaflose Nächte überstehen und die Umsätze nicht schwanken. Ich bezweifle schwer, dass er das kann mit einer Mannschaft, deren zentrale Leistungsträger weit über den Zenit ihrer Karriere sind, und die in den letzten Jahren nicht fachmännisch weiterentwickelt wurde.
- deine Gedanken zum "System Messi" würden mich sehr interessieren, muss ja nicht wieder ein 'Buch' werden ;-)

@Rumbero
Unter Setien zeigten wir wieder Gegenpressing, unser Ballbesitz pro Spiel stieg um mindestens 10 % und es gibt wieder eine vernünftige Rotation statt "Die Unantastbaren Teil 2" - generell sei aber nochmal gesagt, dass Setien 0 Vorbereitung hatte und in gefühlt 90 % seiner Amtszeit kein Mannschaftstraining stattfand. Wir sollten jetzt nicht die Erwartung haben, dass er unser Heilsbringer ist. Erst zum Start der kommenden Saison, wenn die Uhren alle wieder auf 0 stehen, kann man ihn vernünftig messen und bewerten. Setien fährt das Team jetzt durch ruhiges Fahrwasser ins Ziel, ohne dass irgendwelche Pferde scheu gemacht werden.
Was La Masia angeht, gibts da immer mehrere Seiten der Medaille. Klar, der Letzte, der den Sprung geschafft hat und sich festspielen konnte, war Sergi und das ist recht lange her. Aber man darf nicht erwarten, dass wie am Fließband Thiagos, Puyols und Xavis ausgespuckt werden. Die Spieler, die jetzt in ihrer besten Phase sind, spielen nicht ohne Grund da wo sie sind: Tello, Grimaldo, Jeffren, Cucurella, da hat doch keiner das Format für ein Barca mit Messi, wo man jede Saison um alle Titel mitspielen will. Außer Grimaldo hat keiner von denen beim derzeitigen Klub einen Titel gewonnen (und mit Benfica in Portugal Meister zu werden ist ähnlich wie mit Bayern in Deutschland Meister zu werden). Das mag respektlos klingen, aber nur um von La Masia in unsere Profimannschaft aufgestiegen zu sein ist man noch längst kein Spieler, der sich auch bei uns zu verewigen weiß. Okay, auch ein Iniesta stand mal ganz kurz vor einem Abgang zu ManU, auch ein Xavi war mal der Buhmann aller Fans und wurde an den Pranger gestellt. Aber Barca hatte nicht das Standing, dass Meisterschaft und CL sein müssen, bis... sagen wir mal Ronaldinho uns 2005/2006 alle reich beschenkt hat. Vorher war die Meisterschaft der ganz große Wurf und über die CL ernsthaft zu sprechen haben viele sich gar nicht getraut. Heute heißt es eben: friss oder stirb. "Bist du nicht mindestens so gut wie Busquets es mit Anfang 20 war? Dann holen wir uns eben einen Frenkie für 75 Millionen, kein Thema. Geh zu Everton oder Vigo, wenn du Stammspieler sein willst, ohne dich durchzusetzen und erstmal zu buckeln."
Oder schaut euch Jordi Mboula an. Habe früher über ihn gelesen, er wird der nächste Henry. Dann ging er zu Monaco. Und dann? Ausgeliehen an Brügge, jetzt ausgeliehen an Huesca. Aktueller Marktwert von 1,8 Millionen. Mit 21 Jahren sollten es eigentlich 11,8 oder 18 Millionen sein.
Oder schaut euch Sergi Samper an. Der spielt mit 26 in Japan. Wenn er so hochveranlagt ist, warum holt ihn dann kein einziger Klub zurück nach Europa? Gut okay, er hat sich früh schlimm verletzt, das hat ihn ausgebremst. Aber mit 26 ist noch lange nicht Schicht im Schacht, aber über von ihm liest und hört man ja absolut nichts mehr.
Oder schaut euch Xavi Simmons an. Er verdiente bei uns 200.000 € im Jahr, Barca bot ihm einen neuen Vertrag mit 400.000 €, also eine Verdopplung. Dann kam Paris und bot 500.000 €, 100.000 € mehr und er nahm an. Inwiefern ist da irgendjemand von Barca Schuld? Wenn dem Jungen etwas an seiner Herkunft, seiner Ausbildung und unserer Philosophie gelegen hätte, dann wären ihm die 100.000 € extra egal und er hätte sich mit der Verdopplung zufriedengegeben. Der Klub muss ja auch nicht die Hosen runterlassen und den ganzen Buben jeden Wunsch erfüllen. Man legte ihm die Verlängerung hin, aber die doppelte Kohle war nicht genug.
Ich wehre mich gegen diese Pauschalisierung, dass unser Vorstand aus reinem Eigennutz systematisch alles vor die Hunde fährt. So ein Fußballverein ist ein viel zu großes und vielschichtiges Netzwerk, als dass da mal eben eine handvoll Leute oder gar eine einzige Person Gott spielen können und dann auch noch über so lange Zeit.

Ich stimme euch zu.
Meine Meinung dürfte hinlänglich bekannt sein, und ich mag nicht alles x-mal schreiben, daher habe ich mich zurückgehalten.
Ich bin dabei, dass sich vor einem Abgang Messis wohl nicht viel ändern wird. Es wird sich kein Trainer trauen Messi fix ins Zentrum zu stellen, weil die heutigen 10er auch alle sehr wichtige Aufgaben in Pressing und Gegenpressing übernehmen. Kann der Ball durch das Zentrum gespielt werden, ist es grundsätzlich schwerer zu verteidigen als auf dem Flügel. Es ist ein Hussarenritt. Da nimmt man als Trainer das geringere übel. Übrigens, bezeichnend für die ersten 30min gegen Sevilla, da war Messi tatsächlich vermehrt am Flügel anzufinden. Seltsamerweise lief das Spiel da besser.
Natürlich ist es immer wieder toll seine Geistesblitze mitzuerleben, aber es ist halt einfach nicht lustig darauf angewiesen zu sein, weil seine Disziplinlosigkeit den Mitspielern auch etliche Möglichkeiten nimmt selbst aktiv zu werden.
Eine Szene die mir in dem Spiel auch extrem sauer aufgestoßen ist, da gab es mal einen Umschaltmoment. Messi als vorderste Spitze Zentral bleibt stehen um den Ball zu erhalten, obwohl Vidal mit Vollspeed genau auf die Position wo der Ball hin kam zugesprintet ist. Messi nahm natürlich den Ball und Vidal sprintete an ihm vorbei um das verwaiste Zentrum zu besetzen. Das entbehrt jeglicher Logik. Natürlich ist nichts aus dem Angriff geworden, weil sich der Gegner formieren konnte.
Bei jeder anderen Mannschaft brennt es in so einer Situation lichterloh, nicht bei Barça.
Dennoch vernehme ich auch die von Tical und domessesta angesprochenen kleinen Fortschritte under Quique. Ich glaube aber nicht, dass er alles beheben kann, da bin ich bei Rumbero, dass wir da einfach einen Umbruch brauchen.